No-Regret-Moves: Worauf können sich Unternehmen trotz unklarer Rechtslage hinsichtlich CSRD-Berichterstattung jetzt fokussieren?

Aktuell ist durch die Omnibus-Initiative der EU-Kommission und die immer noch ausständige nationale Umsetzung der CSRD in österreichisches Recht ein hohes Maß an regulatorischer Unsicherheit vorhanden. Unternehmen, die bisher keiner Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung haben nun zwar zwei Jahre an zusätzlicher Vorbereitungszeit gewonnen, sind aber unsicher, was sie aktuell sinnvollerweise tun können, wenn sie gleichzeitig leere Kilometer vermeiden wollen. Hier kommen die sogenannten "No-regret moves" ins Spiel: Diese Maßnahmen bieten langfristige strategische Vorteile und helfen Unternehmen, sich auf zukünftige Anforderungen vorzubereiten. Sie helfen Unternehmen dabei, ihre Resilienz gegenüber Risiken zu stärken, Chancen zu ergreifen und sich strategisch gut aufzustellen.

1. Doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchführen: Eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse hilft Unternehmen, die wesentlichen ESG-Themen zu identifizieren, die sowohl für das Unternehmen selbst als auch für seine Stakeholder von Bedeutung sind. Diese Analyse bildet die Grundlage für eine fundierte ESG-Strategie. Eine Wesentlichkeitsanalyse ist auch für Unternehmen sinnvoll, die keinen Berichtspflichten unterliegen, weil sie dabei hilft, die Wechselwirkung zwischen dem eigenen Geschäft und Nachhaltigkeitsthemen zu verstehen, und die Basis für jede Strategieentwicklung sein sollte. Falls Sie noch keine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt haben, ist jetzt ein guter Zeitpunkt dafür.

 

2. Entwicklung einer ESG-Strategie: Um die als wesentlich erkannten Nachhaltigkeitsauswirkungen, -risiken und -chancen erfolgreich zu managen, sollten Unternehmen eine umfassende ESG-Strategie entwickeln, die klare Ziele, Maßnahmen, Verantwortlichkeiten und Kennzahlen zur Fortschrittskontrolle umfasst. Diese Strategie sollte auf den Ergebnissen der Wesentlichkeitsanalyse basieren und alle relevanten ESG-Aspekte abdecken.

 

3. Treibhausgasbilanzierung: Die Erfassung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen ist ein zentraler Bestandteil der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Nachdem Angaben zu den Treibhausgasemissionen sowie zur Treibhausgasintensität (im Verhältnis zu den Nettoumsätzen) sehr wichtige Informationen für Investoren und Banken darstellen, werden diese Kennzahlen jedenfalls weiterhin eine zentrale Rolle spielen.  

 

4. Klimarisikoanalyse und Anpassung an den Klimawandel: Eine Analyse der Klimarisiken hilft Unternehmen, die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels auf ihr Geschäft zu verstehen. Auf dieser Grundlage können Anpassungsstrategien entwickelt werden, um die Resilienz gegenüber klimabedingten Risiken zu erhöhen.

 

5. Nachhaltigkeit in der Lieferkette: Dies umfasst unter anderem die Auswahl von Lieferanten, die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards sowie die Förderung von Kreislaufwirtschaftspraktiken. Die Etablierung eines robusten Lieferantenmanagements unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Aspekte hilft auch, Ihre Lieferkette resilienter zu gestalten. Dieser Prozess braucht Zeit – darum ist jetzt ein guter Zeitpunkt, ihn anzustoßen.

 

6. Effektives Datenmanagement: Ein robustes Datenmanagementsystem ist entscheidend für die Erfassung, Analyse und Konsolidierung von ESG-Daten. Die aktuelle Zeit können Sie dafür nutzen, ein Set an Kennzahlen zu definieren, Verantwortlichkeiten und Datenerfassungssysteme zu erheben bzw. festzulegen, Automatisierungsmöglichkeiten zu identifizieren und interne Kontrollsysteme zu etablieren.

 

7. Freiwillige Berichterstattung: Auch wenn die rechtlichen Anforderungen noch unklar sind, können Unternehmen durch freiwillige Berichterstattung Transparenz schaffen und das Vertrauen der Stakeholder stärken. Dies kann durch die Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten (zB basierend auf VSME oder GRI) oder die Teilnahme an ESG-Ratings und -Rankings (wie zB Ecovadis) erfolgen.

 

Fazit

 

"No-regret moves" sind essenzielle Schritte, die Unternehmen bereits jetzt setzen können, um sich auf zukünftige Anforderungen vorzubereiten und nachhaltige Geschäftspraktiken zu fördern und gleichzeitig unnötige Zusatzarbeit zu vermeiden. Durch proaktives Handeln können Unternehmen nicht nur ESG- und regulatorische Risiken minimieren, sondern auch Wettbewerbsvorteile erzielen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt leisten.