Transformationspflicht in der Energieversorgung des Gesundheitswesens – Chancen für Kliniken
Energiewende im Gesundheitswesen
Warum gerade Krankenhäuser jetzt handeln müssen
Krankenhäuser zählen zu den energieintensivsten Gebäudetypen. Der Wärmebedarf übersteigt den Strombedarf oft um ein Vielfaches – eine Tatsache, die sich als Vorteil erweist: Denn gerade im Wärmebereich lassen sich erneuerbare Energien wie Holzhackschnitzel, Pellets, Biogas, Biomethan, Wärmepumpen oder Abwärme aus Kühlung wirtschaftlich und flexibel integrieren.
Unsere langjährige Beratungstätigkeit bei Kliniken wie der Rheinhessen-Fachklinik Alzey, den Medius Kliniken, den Donaukliniken, dem Klinikum Heidenheim, dem Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg und Einrichtungen von Diakoneo zeigt: Die Transformation gelingt dort besonders gut, wo strategisch geplant und technologieoffen agiert wird.
Multivalente Wärmeversorgung als Schlüssel
Ein zentrales Erfolgsmodell ist die multivalente Wärmeversorgung – also die Kombination mehrerer Energieträger und Techniken. Kliniken sind prädestiniert für diese Form der Versorgung, da sie über große, kontinuierlich genutzte Wärmebedarfe verfügen und hohe Anforderungen an Versorgungssicherheit stellen. Durch die Integration von Großwärmepumpen, BHKW, Biomasse und Abwärmenutzung entsteht ein System, das nicht nur resilient, sondern auch energiemarktorientiert betrieben werden kann.
Blockheizkraftwerke (BHKW) spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie sind – auch unter Berücksichtigung von CO₂-Minderung – hoch wirtschaftlich und bieten eine ideale Ergänzung zur Strom- und Wärmeversorgung. Photovoltaik und kleine Windkraftanlagen können den Strombedarf ergänzen, sind jedoch aufgrund begrenzter Flächen und Lastprofile meist nur unterstützend einsetzbar.
Effizienzgewinne im Wärmebereich – oft schnell und kostengünstig realisierbar
Ein besonders wirkungsvoller Hebel liegt in der Steigerung der Energieeffizienz im Wärmebereich. Unsere Erfahrung zeigt: In nahezu allen Kliniken lassen sich durch gering investive Maßnahmen – etwa durch Optimierung der Hydraulik, Regelungstechnik oder Wärmerückgewinnung – Einsparungen von 15–20 % erzielen. Diese Maßnahmen sind oft schnell umsetzbar, verursachen geringe Kosten und führen zu spürbaren Betriebskostensenkungen. Sie bilden damit eine ideale Grundlage für weiterführende Transformationsschritte.
Komplexität reduzieren – Ergebnisse erzielen
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Reduktion von Komplexität. Statt sich in technischen Details zu verlieren, sollten Kliniken klare Ziele definieren und pragmatisch umsetzen. Unsere Erfahrung zeigt: Ein strukturierter Sanierungsfahrplan, kombiniert mit einem Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001, schafft Transparenz und ermöglicht gezielte Investitionen.
Projektmanagement als Erfolgsfaktor
Die technische Machbarkeit allein reicht nicht aus – entscheidend ist die Umsetzungskompetenz. Hier kommt das Projektmanagement ins Spiel. Die Übertragung der Projektsteuerung an ein erfahrenes PMO (Project Management Office) hat sich als besonders wirksam erwiesen. Es sorgt für:
- Klar definierte Rollen und Verantwortlichkeiten
- Transparente Zeit- und Ressourcenplanung
- Frühzeitige Identifikation von Risiken und Engpässen
- Effiziente Kommunikation zwischen allen Beteiligten
Ein regelmäßig geführter und moderierter Jour-fix mit einer einfachen, aber wirkungsvollen Operationsliste (OP-Liste) ist dabei essenziell. Diese Liste enthält alle offenen Punkte, Zuständigkeiten und Fristen – und wird konsequent nachverfolgt. So entsteht ein verbindlicher Rahmen, der Fortschritt sichtbar macht und Entscheidungen beschleunigt.
Kliniken als Energieversorger in der kommunalen Wärmeplanung
Mit der kommunalen Wärmeplanung erhalten Kliniken eine neue Rolle: Sie können als lokale Energieversorger auftreten und ihre Infrastruktur in die kommunale Wärmeversorgung einbringen. Das Beispiel der Energiezentrale am Universitätsklinikum Gießen-Marburg zeigt, wie Krankenhäuser aktiv zur Dekarbonisierung beitragen und gleichzeitig ihre Wirtschaftlichkeit steigern können.
Unser Angebot: Strategische Beratung für Ihre Transformation
Die Transformation der Energieversorgung ist kein Selbstläufer – sie braucht Expertise, Erfahrung und ein tiefes Verständnis für die Besonderheiten des Gesundheitswesens. Gemeinsam mit Partner4Climate und Graf Advisory bieten wir Ihnen:
- Analyse und Strategieentwicklung für multivalente Wärmeversorgung
- Wirtschaftlichkeitsberechnungen für BHKW, Wärmepumpen und PV
- Begleitung bei Fördermittelakquise und Umsetzung
- Integration in kommunale Wärmeplanung und Energiekonzepte
- Professionelles Projektmanagement durch ein erfahrenes PMO
Nutzen Sie die Chance, Ihre Klinik zukunftssicher und klimafreundlich aufzustellen. Die Transformationspflicht ist eine Herausforderung – aber auch eine große Chance für Innovation und Nachhaltigkeit.
Gastbeitrag: Autor Oliver Kisignacz (Partner4Climate GmbH), Co-Autor Ottmar Graf (Graf Advisory Management GmbH)
Dies ist ein Beitrag aus unserem Healthcare-Newsletter 4-2025. Die gesamte Ausgabe finden Sie hier. Sie können diesen Newsletter auch abonnieren und erhalten die aktuelle Ausgabe direkt zum Erscheinungstermin.