Globale Expansion: Tipps für die Top-3-Zielländer deutscher Unternehmen

Laut C-Suite-Barometer von Forvis Mazars stehen China, die USA und Frankreich an der Spitze der Zielländer, in die deutsche Unternehmen international expandieren möchten. Hier erfahren Sie, was Sie beachten müssen.

Sandra Ehlers, Partnerin bei Forvis Mazars, begleitet deutsche Unternehmen seit Jahren bei ihren globalen Wachstumsstrategien und weiß: Das Ausland birgt große Chancen wie schwierige Herausforderungen – insbesondere beim Global Compliance Reporting (GCR), das für nachhaltigen Erfolg und eine starke Reputation im internationalen Wettbewerb an Bedeutung gewinnt.

Denn eine gut umgesetzte Compliance stärkt nicht nur das Vertrauen von Investoren, Kund*innen sowie Geschäftspartner*innen. Gerade im internationalen Kontext ist sie auch eine Chance, sich als verlässlicher und verantwortungsbewusster Marktteilnehmer zu positionieren.

Für international tätige Unternehmen stellt die Einhaltung und das Reporting globaler Vorschriften eine anspruchsvolle und ressourcenintensive Herausforderung dar. Jedes Land bringt eigene, oft komplexe und sich stetig wandelnde Regelwerke mit, die Unternehmen kontinuierlich im Blick behalten müssen. Um weltweit rechtskonform und effizient zu agieren, braucht es daher nicht nur fundiertes lokales Know-how, sondern auch klar strukturierte Prozesse und eine intelligente, länderübergreifende Koordination mit Hilfe moderner Technologien.

Unsere Experten Thomas Chen, Partner bei Forvis Mazars in China, Phil Laminack, Partner bei Forvis Mazars in den USA, sowie Vassily Zvonov, Partner bei Forvis Mazars in Frankreich, erklären, was Sie bei der Expansion beachten müssen.

Top-1-Expansionsland: China – chancenreich, aber komplex

Hindernisse:

  1. Regulatorische Komplexität und lokale Unterschiede: China ist ein großes Land mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen, Kulturen und lokalen Anpassungen der Gesetze. Die Unternehmens-, Arbeits- und Steuerrechte gelten zwar landesweit, doch lokale Besonderheiten können entscheidend sein.
  2. Kapital- und Währungsregulierung: Die Finanzierung chinesischer Tochtergesellschaften ist streng reguliert. Es gibt kein klassisches „Current account“, sondern die Fremdfinanzierung unterliegt festen Quoten, die auf dem Stammkapital und Genehmigungen basieren. Die Rückführung von Geldern ist möglich, aber nur bei strikter Einhaltung der Vorschriften.
  3. Schutz von geistigem Eigentum: Marken- und Patentrechte müssen frühzeitig gesichert werden, da der Schutz von Intellectual Property (IP) in China eine besondere Herausforderung darstellt.

Tipps:

  1. Standortwahl mit Blick auf Talentpool und Behörden: Die Wahl des richtigen Standorts ist entscheidend – der Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften und erfahrenen lokalen Behörden erleichtert den Markteintritt.
  2. Sorgfältige Planung des Business Case und der Kapitalausstattung: Die Höhe des eingetragenen Kapitals sollte realistisch kalkuliert werden, um den operativen Bedarf zu decken und spätere Nachfinanzierungen zu vermeiden.
  3. Frühzeitige Registrierung von IP, Marken und Patenten: Der Schutz des geistigen Eigentums sollte vor dem Markteintritt erfolgen, um spätere Konflikte zu vermeiden.

Top-2-Expansionsland: USA – Steuerdschungel und Strukturfragen

Hindernisse:

  1. Komplexität der State & Local Taxes (SALT): Die USA bestehen aus 50 Bundesstaaten mit jeweils eigenen Steuerregeln und zahllosen lokalen Vorschriften. Die Vielfalt reicht von Einkommensteuer über Franchise- und Umsatzsteuer bis hin zur lokalen Lizenzsteuer.
  2. Transfer Pricing und globale Mindestbesteuerung (Pillar 2): Die US-Steuerlandschaft ist geprägt von komplexen Zoll- und Transferpreisregelungen, die durch internationale Initiativen wie Pillar 2  weiter erschwert werden. Die Angleichung von Zoll- und Verrechnungspreisen macht Prozesse komplexer, und unvorhersehbare Zollvorschriften verlangen flexible, schnelle Anpassungen.
  3. Rechtsformwahl und Risiko der Betriebsstätte: Die Wahl der richtigen Gesellschaftsform ist entscheidend, um steuerliche und rechtliche Risiken zu minimieren. Fehler können in der Konsequenz zu einer nicht gewollten US-Betriebsstätte und damit zu umfassenden Steuer- und Compliance-Pflichten führen.

Tipps:

  1. Frühzeitige Einbindung von SALT-Expert*innen: Bereits vor dem Markteintritt sollten lokale Steuerberater*innen hinzugezogen werden, um die steuerlichen Pflichten und Chancen zu analysieren. In dem Zusammenhang ist es auch ratsam, zu klären, welche geeigneten Systeme nötig sind, um z. B. die erforderlichen Daten zu erfassen oder die Steuerpflicht seiner Kunden in Echtzeit zu ermitteln.
  2. Abstimmung zwischen deutschen und US-Steuerberater*innen: Eine enge Zusammenarbeit sorgt für konsistente Transferpreis-Dokumentation und vermeidet Überraschungen. Daher sollten Handels-, Steuer- und Lieferkettenstrategien eng miteinander verzahnt werden, um eine erfolgreiche Expansion zu gewährleisten.
  3. Koordination von US-Rechtsanwalt und Certified Public Accountant: Die Gesellschaftsstruktur sollte rechtlich und steuerlich optimal gestaltet werden – dies gelingt am besten im Tandem von juristischer und steuerlicher Beratung. Denn die Wechselwirkungen zwischen US-amerikanischen und deutschen Steuerabkommen, lokalen Gesetzen und Geschäftszielen müssen vorab verinnerlicht sein.

Top-3-Expansionsland: Frankreich – attraktiv, aber administrativ anspruchsvoll

Hindernisse:

  1. Arbeitsrecht und soziale Rahmenbedingungen: Das französische Arbeitsrecht ist komplex und stark arbeitnehmerorientiert. Kollektivverhandlungen und Restrukturierungen sind herausfordernd, die Lohnkosten zählen zu den höchsten in Europa.
  2. Steuerliche Unsicherheit und administrative Komplexität: Trotz Verbesserungen bei Körperschaftsteuer und F&E-Förderung bleibt die Steuerlast hoch und die Gesetzgebung ist eher unvorhersehbar. Die Beantragung von Fördermitteln und Genehmigungen ist oft langwierig.
  3. Regulatorische Vielschichtigkeit: Die Vielzahl an nationalen, regionalen und branchenspezifischen Vorschriften erschwert die Planung und Umsetzung von Projekten. Besonders die Energie- und Umweltregulierung ist im Wandel und erfordert eine fortlaufende Anpassung.

Tipps:

  1. Frühzeitige Einbindung lokaler Expert*innen: Die Zusammenarbeit mit lokalen Rechts-, Steuer- und HR-Berater*innen hilft, Fallstricke zu vermeiden und Projekte effizient umzusetzen.
  2. Nutzung öffentlicher Förderungen und regionaler Netzwerke: Viele Regionen bieten gezielte Förderprogramme und starke Ökosysteme, etwa für KI, Agrarwirtschaft oder Energie. Die Zusammenarbeit z. B. mit regionalen Entwicklungsagenturen und lokalen Netzwerken kann hilfreich sein.
  3. Flexibilität und langfristige Anpassungsfähigkeit: Geschäftsmodelle sollten auf regulatorische Änderungen vorbereitet sein. Investitionen in Weiterbildung, Digitalisierung und ESG-Compliance sind essenziell für nachhaltigen Erfolg.

Wo erhalten Sie für Ihre Expansionspläne die nötige Unterstützung?

In welche Märkte Sie auch immer mit Ihrem Unternehmen expandieren wollen: Forvis Mazars unterstützt Unternehmen weltweit und ist in über 100 Ländern und Regionen direkt vor Ort. Ob beim Global Compliance Reporting oder anderen Herausforderungen, unsere Expert*innen sind für Sie da. Unsere Stärke liegt dabei vor allem in der Interdisziplinarität: Wir arbeiten international Hand in Hand – von der Steuerberatung über Rechtsthemen bis hin zu HR und Technologie. Mit unserem globalen Netzwerk sorgen wir für persönliche Ansprechpartner*innen und eine reibungslose Koordination über Ländergrenzen hinweg. So werden Maßnahmen wie das GCR im Rahmen einer internationalen Expansion nicht bloß zur Pflicht, sondern zu einer Chance mit echtem Wettbewerbsvorteil.

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