Industriestrompreis: Entlastung und Transformation für energieintensive Unternehmen
Weil der Industriestrompreis eine massive staatliche Subvention bedeutet, hatte die EU-Kommission europäisches Beihilfenrecht zu beachten. Nun kommt es bezüglich der Umsetzung in Deutschland auf die nationale Gesetzgebung im „Herbst der Reformen“ an.
Wie funktioniert der Industriestrompreis?
Ziel ist es zunächst, stromintensive und international wettbewerbsfähige Unternehmen zu entlasten und gleichzeitig Investitionen in eine klimafreundliche Zukunft zu fördern. Die Maßnahme ist Teil des EU-Programms CISAF (Clean Industrial State Aid Framework), das am 25. Juni 2025 beschlossen wurde und eine zeitlich befristete Unterstützung bis Ende 2030 vorsieht.
Konkret erhalten förderfähige Unternehmen eine staatlich gestützte Strompreisreduktion: maximal 50 % des Großhandelspreises für bis zu 50 % des jährlichen Stromverbrauchs, wobei ein Mindestpreis von 50 €/MWh gilt. Die Förderung ist auf drei Jahre begrenzt und richtet sich ausschließlich an Unternehmen aus besonders energieintensiven Branchen, die im Anhang I der Klima-, Umweltschutz- und Energiebeihilfenleitlinien (KUEBLL) gelistet sind. Unternehmen außerhalb dieser Liste können in Ausnahmefällen unter Nachweis vergleichbarer Belastung berücksichtigt werden. Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind hingegen explizit ausgeschlossen, um Marktverzerrungen zu vermeiden.
Subvention nur bei ökologischer Gegenleistung
Ein zentrales Element des Industriestrompreises ist die Verpflichtung zur grünen Transformation: Mindestens die Hälfte der erhaltenen Beihilfe muss in nachhaltige Investitionen fließen – etwa in erneuerbare Eigenerzeugung, Speichertechnologien, Energieeffizienzmaßnahmen oder die Elektrifizierung fossiler Prozesse. Eine Überförderung durch die Kombination mit anderen Programmen ist ausgeschlossen, und die Investitionen müssen innerhalb von 48 Monaten umgesetzt werden.
Richtungsentscheidung im Herbst der Reformen
Einige industrienahe Branchenverbände meinen, dass der Industriestrompreis Chancen bietet, insbesondere für Unternehmen, die frühzeitig in nachhaltige Technologien investieren. Gleichzeitig gibt es kritische Stimmen aus der Energiebranche: Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) warnt z. B. vor möglichen Marktverzerrungen und einer sinkenden Attraktivität langfristiger Stromverträge.
Letztlich muss die Politik entscheiden, ob Deutschland auch in Zukunft noch Standort für die energieintensive Industrie sein will. Diese Entscheidung fällt sicher nicht leicht. Einerseits gibt es berechtigte Zweifel am Geschäftsmodell manch energieintensiver Branchen. Andererseits gehört die energieintensive Industrie (Stahl, Glas, Papier etc.) zur DNA des Industriestandortes Deutschland. Wir sehen im Industriestrompreis jedenfalls ein wichtiges Instrument zur Unterstützung unserer energieintensiven Industrie in einer langen Phase der Transformation. Ungeachtet politischer Debatten sollten die Unternehmen ihre Förderfähigkeit frühzeitig prüfen und strategische Investitionen schon jetzt ins Auge fassen. Sprechen Sie uns hierzu gerne an.
Autoren: Tarek Abdelghany, Yannick Bothe
Dies ist ein Beitrag aus unserem Public Sector Newsletter 3-2025. Die gesamte Ausgabe finden Sie hier. Sie können diesen Newsletter auch abonnieren und erhalten die aktuelle Ausgabe direkt zum Erscheinungstermin.